Um den Karneval aus diesem Tief heraus zu holen, gaben ihm die Reformer von 1823 den Maskenzug als Mittelpunkt. Von Anfang an war der Maskenzug schon genauso streng reglementiert wie heute der Rosenmontagszug. Anfangs sollte der Zug, der bis 1832 Maskenzug und erst danach Rosenmontagszug hieß, in seiner Darstellung an die einst freie Reichsstadt Köln erinnern. Daher wurde er überwiegend mit historischen Elementen versehen. So sollte auch der Held Karneval, der den Höhepunkt des Zuges bildete, an den Kaiser erinnern, dem die Kölner stets treu ergeben waren. Mit dieser neuen Form des Karnevals hoffte man, auch die Kölner Bürgerschicht wieder für das Fest zu begeistern.
Da das Festordnende Komitee sich erst im November 1822 gründete und bereits am 10.2.1823 Rosenmontag war, hatte man wenig Zeit zur Vorbereitung des Zuges. Trotzdem hatten die Gründer den Zug zur vollsten Zufriedenheit aller in Kürze auf die Beine gestellt. Karnevalsgesellschaften gab es zu der Zeit in Köln noch nicht. Der Zug, der sich auf dem Neumarkt aufstellte, bestand aus 15 Gruppen. Das Motto lautete: „Thronbesteigung des Helden Karneval“. (Erst nach dem Krieg 1871/72 wurde aus dem Helden der Prinz Karneval.) Mit im Zug waren die Roten Funken, die noch nicht gesellschaftlich organisiert waren. Sie sollten an die damaligen Stadtsoldaten erinnern, die von den Franzosen aufgelöst wurden. Auch die „Helligen Knächte un Mägde“ waren dabei, bei denen es sich um die unbescholtenen Söhne und Töchter der früheren Kappesbauern handelte, die bei den Prozessionen die Heiligenbilder trugen. Bauer und Jungfrau waren ebenfalls im Zug dabei, jedoch als historische Figuren und unabhängig voneinander und ohne Bezug zum Helden. Große Reitergruppen als Wallensteine oder Jan von Werth ritten in Zug mit. In der 14. Gruppe kam der Held Karneval als Höhepunkt des Zuges. Sein Wagen wurde von acht Pferden gezogen und begleitet von seiner Leibgarde. Der Held war gekleidet in das Gewand eines Kaisers.
Schon damals wurde der Maskenzug unter ein bestimmtes Motto gestellt, so dass Rosenmontag wie ein Schauspiel aufgeführt wurde. So hieß das Motto 1824 „Die Karnevalsfürstin Venetia in Köln“ (Die Venetia spielte noch viele Jahre eine Rolle im Maskenzug). Elf Böllerschüsse kündeten die Venetia an, die in einer von sechs Schimmeln gezogenen Gondel in Form eines Schwans am Severinstor mit ihrer Begleitung Einzug hielt. Der Zug zog dann durch die Stadt bis zum Neumarkt, wo die Venetia den Helden traf. Nach einem Begrüßungstrunk vereinigten sich die beiden Züge und zogen durch die vom Helden vorgegebenen Straßen rund um den Neumarkt. Die älteste Dokumentation eines Maskenzuges gibt es von 1824. Damals nahmen ungefähr 100 Reiter, wenige Wagen und insgesamt 200 Personen am Zug teil. Geworfen wurden von den Adjutanten des Helden Erbsen, Nüsse und Konfetti. Der Aufstellplatz des Zuges auf dem Neumarkt wurde bis zum Zweiten Weltkrieg beibehalten.
Der Rosenmontagszug entwickelte sich kontinuierlich weiter. Ab 1883 wurden Bauer und Jungfrau eine Einheit und zu Begleitpersonen des Prinzen, fahren aber bis heut im eigenen Wagen im Rosenmontagszug. Davor gingen Bauer und Jungfrau immer nur dann im Zug mit, wenn sie sich ins Motto einordnen ließen. 1883 gingen bereits 360 Personen im Zug mit.
1882 wurde eine neue Karnevalsgesellschaft gegründet, die Große Kölner. Sie beanspruchte ein Mitspracherecht bei der Gestaltung des Rosenmontagszuges und überwarf sich deshalb mit dem Festordnenden Komitee. Daraufhin schickte sie ihren eigenen Zug durch Köln, so dass ein paar Jahre 2 Rosenmontagzüge durch Köln zogen, bis man endlich 1889 Frieden schloss und ein gemeinsamer Zug durch Köln zog.
Auch früher sind schon Rosenmontagszüge ausgefallen, wegen schlechtem Wetter, wegen Uneinigkeit im Komitee, wegen Krieg und Weltwirtschaftskrise. 1914 – 1927 fiel der Zug wegen Krieg und Besatzung aus. 1926 zog die englische Besatzung zwar 14 Tage vor Karneval ab, aber es war zu spät um einen Zug zu organisieren. Der damalige Prinz, Dr. Adalbert Oster, der von den Kölnern den Namen „Befreiungsprinz“ erhielt, fuhr mit Bauer und Jungfrau am Rosenmontag im Offenen Wagen durch Köln. 1927 ging dann wieder der erste Zug nach dem Krieg. 1932 und 33 fiel der Zug auf Grund der Weltwirtschaftskrise aus. 1939 ging der letzte Rosenmontagszug vor dem Zweiten Weltkrieg. 1949 war dann der Wiederbeginn mit einer erweiterten Kappenfahrt. Kappenfahrten sind Rundfahrten der mit gleichen Kappen (Karnevalsmützen) geschmückten Mitglieder einer Karnevalsgesellschaft. Ursprünglich fanden diese Kappenfahrten am Nachmittag des Karnevalssonntags statt. Später verlagerten sie sich auf den Dienstag und auf die Vororte. Heute sind sie aus dem Karneval verschwunden. 1991 fiel der Zug wegen des Golfkrieges aus. Viele Karnevalsbegeisterte, die diese Entscheidung nicht nachvollziehen konnten, trafen sich daraufhin zu alternativen Zügen.
Der Rosenmontagszug heute
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen die Großfiguren in den Zug. Damals waren sie im Vergleich zu den heutigen Großfiguren noch recht einfach. Bis Ende der 50er Jahre wurden die Festwagen noch von Pferden gezogen. Da man aber in einer Großstadt wie Köln schon bald nicht mehr genügend Kaltblütler als Zugtiere beschaffen konnte, wurden die Pferde nach und nach durch Traktoren ersetzt. Nur noch wenige Gesellschaften lassen bestimmte Wagen von Pferden ziehen, weil es zur Tradition gehört wie z.B. die Traditionskorps.
Der Rosenmontagszug ist im Laufe der Jahre immer größer und aufwendiger geworden. Alle ordentlichen Mitgliedsgesellschaften des Festkomitees (aktuell 58 Gesellschaften) können jährlich am Zug teilnehmen. Hospitierende und fördernde Gesellschaften nur alle paar Jahre auf Einladung des Zugleiters.
Der Rosenmontagszug geht heute etwa drei Stunden durch Köln und hat eine Länge von etwa 7 km. Bei schönem Wetter stehen bis zu 1,5 Millionen Zuschauer am Zugweg. Rechnet man Wagenbesatzung, Fußgruppen, Tanzgruppen, Reiter, Musikkapellen und Helfer zusammen, nehmen über 12.000 Personen am Zug teil. Außerdem 512 Pferde.
Das Motto des Zuges gibt der Zugleiter am Karnevalsdienstag des Vorjahres bekannt. Entsprechend des Mottos werden Entwürfe für Wagen und Fußgruppen erstellt. Die Entwürfe, an denen sich jeder beteiligen kann, Werden vom Sommer an beim Zugleiter eingereicht werden. Der Zugleiter, der Festkomitee-Vorstand und die Zugleitung bewerten die Entwürfe, wobei die letzte Entscheidung beim Zugleiter liegt. Die ausgewählten Entwürfe gehen dann an die Wagenbauer, die am 1. November mit dem Wagenbau beginnen. In der Karnevalswoche wird dann Richtfest gefeiert mit allen am Wagenbau Beteiligten und den Präsidenten der am Zug beteiligten Gesellschaften. Eine große Herausforderung ist es, wenn man aus politischen Gründen, wie 2011 als Minister Gutenberg am Dienstag vor Karneval zurücktrat, in den letzten Tagen noch einen Wagen umbauen muss. Aber auch das schaffen die Wagenbauer!
Für den Bau der Wagen werden ca. 25.000 Arbeitsstunden benötigt. Einige Wagen laufen jedes Jahr im Zug mit wie der Prinzenwagen der Wagen von Bauer und Jungfrau, der des Präsidenten und der des Zugleiters. Diese Wagen werden nur aufgearbeitet. Für den Bau der übrigen Wagen und Großfiguren werden jährlich etwa 4.000 m Dachlatten, 15.750 m Bindedraht, 2.000 qm Maschendraht, 320 qm Hartfaser-, Span- und Tischlerplatten, 180 kg Nägel, Schrauben usw., 1.000 kg Farbe und 350 kg Papier benötigt. Dazu kommen Kleber, Schaumstoff und Styropor in großen Mengen.
Entsprechend ihrer Anmeldung bezahlen die Gesellschaften eine Teilnehmergebühr für alle Teilnehmer, sowie die Anzahl der angemeldeten Wagenplätze, eine Leihgebühr für die zur Verfügung gestellten Kostüme, sowie einen Anteil an der sie begleitenden Musikkapelle und den Bagagewagen. Die Teilnahmegebühr ist für alle gleich (Fußgruppe, Wagenbesatzung, Musiker der Korps, Kamellejunge,
Helfer, Reiter, Wagenbegleiter). Sie beinhaltet Einen Anteil an der Haft- und Unfallversicherung, Anteil der Hilfsorganisationen, Verwaltung und Kosten der Stadt Köln.
Teilnehmer erhalten bis auf die uniformierten Gesellschaften ihre Kostüme vom Festkomitee gestellt, da sie zum Motto der Gruppe passen müssen. Das Festkomitee gibt jedes Jahr 8.000 komplette Kostüme aus. Zusätzlich 5.000 Einzelteile z.B. Oberteile.
Nach Karneval werden die Kostüme vom Festkomitee gereinigt und wenn nötig, geflickt. Danach werden sie geordnet in Schränke gehängt. Bei schlechtem Wetter leiden die Kostüme gewaltig. Ein Teil der Kostüme wird im Haus von fest angestellten Schneidern bzw. Schneiderinnen genäht. Andere werden von Kostümschneidern außerhalb gefertigt. Alle Kostüme werden mehrere Jahre verwendet.
Die Sicherheit im Zug hat einen sehr hohen Stellenwert. Jeder Fest- und Bagagewagen wird genauso wie die Traktoren vor dem Zug TÜV abgenommen. An allen Fest- und Bagagewagen sind Wagenbegleiter eingesetzt, d.h. an jedem Rad geht ein Wagenbegleiter, der darauf zu achten hat, dass die Zuschauer sich beim Kamellenrausch nicht in Gefahr bringen. Die Wagenbegleiter werden von den Gesellschaften gestellt. Zusätzlich gehen an jeder Deichsel zwei Wagenbegleiter, die vom Festkomitee gestellt werden. So gibt es über 800 Wagenbegleiter im Zug.
Auch für die Reiterkorps im Zug gelten besondere Regeln. Die Reiter müssen mindestens 35 Reitstunden in den letzten acht Monaten nachweisen können, damit sie verantwortlich und diszipliniert im Zug reiten.
Oft wird über die vielen LKWs am Zugweg geschimpft, die zwar vemietet werden, dem einfachen „Fußvolk“ aber die Plätze am Zugweg beschneiden. Aber auch die LKWs haben ihre Bedeutung. Es sind Durchgänge, die Polizei und Feuerwehr vorgeben. Hier kann etwa ein defektes Fahrzeug, ein unruhiges Pferd oder ein Verletzter schnellstens aus dem Zug genommen werden. Man sieht der Rosenmontagszug ist ein riesiges Logistikunternehmen, an dem das ganze Jahr gearbeitet wird. Es hält den Zugleiter in Anspannung hält bis der letzte Wagen Rosenmontag sein Ziel erreicht hat.