Die Anfänge von Loss mer singe


Georg Hinz in einem Interview der Zeitschrift „Für Nippes“ im Oktober 2010 auf die Frage, wie alles begann:

„Man kann sagen, dass es quasi eine Geburt in mehreren Etappen gab. Die Vorläufer liegen noch in den 90er Jahren als ich, nach kurzer Zeit in Köln (bin Niederrheiner), fasziniert war von der Akzeptanz und Ausstrahlungskraft der kölschen Lieder, besonders im Karneval, meine Freunde Jahr für Jahr mit selbst aufgenommenen Kassetten fröhlich „belästigt“ habe. Immer mit dem Zusatz: „Wenn man in Köln schön feiern will, muss man die Lieder kennen lernen und mitsingen können.“ Und es gab so viele, auch über die Größen Bläck Fööss und Höhner hinaus. Und nur so wenige von den Neuen konnte ich an Karneval in den Kneipen hören. Wenn ich Karneval feierte, hatte ich immer ein CD in der Tasche und bedrängelte den DJ freundlich doch mal das ein oder andere Lied auszuprobieren. Doch ich hatte selbst schon 20 Jahr DJ-tum auf dem Buckel, um zu wissen, dass man natürlich an Karneval mit unbekannten Liedern immer ein Stimmungsernüchterungsrisiko eingeht.

1999 haben meine Frau Ute und ich in unserer Küche in Nippes das erste Mal bei einer Feier mit 30 Freunden die „neuen Hits der Session“ zum Einsingen vorgestellt und noch per Applaus den Top-Hit abstimmen lassen. Mühsam hatte ich mir die Refrains zu Hause rausgehört und mit Hilfe von eingeborenen Kölner Freunden einigermassen korrekt auf Zettel kopiert. Die Texte sollten den Zugang zum musischen Herzen schneller öffnen und es schneller singbar machen. Damals waren die Paveier mit „Mir sin Kölsche us Kölle am Rhing“ ganz weit vorne. Und im Jahr danach „Unsere Stammbaum“, man glaubt kaum, dass das Lied erst 9 Jahre alt ist. Also 1999 der Geburt erster Teil, aber so richtig „raus“ kam das „Kind“ dann 2001, als wir unser Küchenkonzept in unsere Stammkneipe, ins Lapidarium am Eigelstein verlegten. Mit 35 Freunden wies uns Wirt Ernst Mörs eine Ecke mit Stehtischen zu zu, sicher innerlich ein wenig Kopf schüttelnd, wie er später immer wieder zugab. Zettel mit den neuen Liedern zum Singen und späterem Abstimmen waren aber für die komplette Kneipe vorbereitet. 120 ahnungslose Gäste wurden über Mikro informiert und mit dem Konzept überfallen. Ein unvergessener Abend, bei dem einige Stunden später die Mehrheit ausgelassen auf den Tischen mit Textzettel in der Hand sangen. Interessant, es war auch die Geburtsstunde von Brings, jetzt auch mit Karnevalsprofil, die mit Abstand – wen wunderts – mit „Superjeilezick“ die Abstimmung beim ersten öffentlichen „Loss mer singe“ gewannen. 2002 füllte sich dann die Kneipe über Mund zu Mund- Propaganda. 2003 startete dann die erste Tour durch 6 Kneipen unter dem Motto „Einsingen in den Karneval“. Einige Kneipen hatten sich bereits beworben, nachdem sie davon in einem Zeitungsartikel gelesen hatten, andere habe ich versucht zu überzeugen, das war damals noch „harte Arbeit“. Aber der Missionsgeist zum Bekanntmachen der neuen kölschen Lieder und der Pflege der textsicheren Kneipenliederkultur war entfacht.“

Eine kleine Chronik


1999/2000

Einsingen in den Karneval, Georg Hinz lädt seinen Freundeskreis ein und testet neue kölsche Lieder in seiner Privatküche in Köln Nippes mit Hilfe von Textzetteln.

2001

Erstes Einsingen in den Karneval im Lapidarium am Eigelstein: Ein  40-köpfiger Freundeskreis konfrontiert 100 Zufallsgäste mit den neuen Hits der Session und lädt zur Abstimmung ein.

2002

Im Lapidarium finden sich rund 150 Gäste ein, die über Mundpropaganda von der einzigartigen Einsingparty erfahren haben.

Im Dezember: Das erste LMS Mitsingkonzert mit Hartmut Prieß, Bömmel Lückerath und Kafi Biermann von den Bläck Fööss mit 250 Sängerinnen und Sänger und dem obligatorischen Textheft. Die Internetseite www.lossmersinge.de, gestaltet von Mitinitiator Lutz Langel, geht online.

2003

Erste Loss mer singe Kneipentour durch 6 Kölner Kneipen mit über 1000 Besuchern.

Erstes Loss mer singe Sommerfest mit kölschen Sommerliedern in einer Kleingartensiedlung.

7 LMS Mitsingkonzerte im Laufe des Jahres, u.a. mit Höhnern und Bläck Fööss mit insgesamt 1500 Besuchern.

2004

Einsingen in den Karneval in 11 Kneipen mit 2500 Besuchern. Zum ersten Mal auch eine Veranstaltung in der Berliner „Ständigen Vertretung“. Der Ausflug in die StäV wird von nun an zum alljährlichen „Betriebsausflug“ des LMS-Teams.

Im Herbst 10 LMS Mitsingkonzerte, u.a. in der Kölner „Gemeinde“ in München mit über 2000 Besuchern.

2005

Einsingen in den Karneval in 17 Kneipen mit fast 4000 Besuchern. Zum ersten Mal am Karnevalssonntag die LMS Party mit 600 Besuchern im Herbrands.

9 LMS Mitsingkonzerte, darunter „Loss mer d’r Dom besinge“ auf der Domplatte zum 10-jährigen Bestehen des Domforums. Dadurch fast 7000 Besucher im Herbst beim Singen mit Textheft. Zusammen mit Pavement Records wird ein CD Sampler produziert: „Loss mer singe – Kneipenhits der Sessionen“ mit erfolgreichen LMS Hits der vergangenen Jahre (incl. Textheft). Die CD verkauft sich in den Folgemonaten über 4000 mal.

Mit der Idee, 2006 eine eigene Karnevalssitzung im Theater am Tanzbrunnen zu entwickeln, ist das erste LMS – Live-Casting verbunden: Gesucht werden Talente und Bands, von denen sich die besten 2006 auf der großen Sitzungsbühne präsentieren dürfen. Das Casting wird genau wie die große Sitzung im Theater am Tanzbrunnen zum festen Termin im LMS-Kalender.

2006

Einsingen in den Karneval in 24 Kneipen mit fast 8000 Besuchern.

Zum ersten Mal steigt vor knapp 1000 Besuchern die große Loss mer singe – Sitzung im Theater am Tanzbrunnen. LMS spielt mit der Tradition, lässt weg, was am traditionellen Sitzungskarneval langweilt und feiert ein großes Mitmachfest. Gäste im ersten Jahr: Die drei Fööss, Jürgen Becker, Brings, Kallendresser und viele mehr  Premiere auch für „Loss mer singe för Pänz“ im Domforum. Die LMS Party findet mit 700 Besuchern in der Nippeser Kantine der Clouth Werke statt. 14 LMS Mitsingkonzerte im Herbst mit über 3000 Besuchern, u.a. wieder in München mit
den Paveiern.

Erstmals „Loss mer kölsche Chressdaachs – un Winterleeder singe“. Der WDR produziert die Sendung „Loss mer singe“.

2007

Einsingen in den Karneval in 28 Kneipen mit über 9000 Besuchern.

Eine halbe Million Menschen sehen die WDR Fernsehsendung „Loss mer singe“ am Karnevalssamstag um 20.15 Uhr

Im August feiern wir erstmals ein Loss mer singe – Sommerfest im ehemaligen Klostergarten des CJG Haus Miriam in Lindenthal, im Herbst finden 14  LMS Mitsingkonzerte statt.

2008

Trotz deutlich kürzerer Session wird das Angebot des Vorjahres von 28 Kneipen beim Einsingen in den Karneval gehalten.

Zur Sitzung kommt unter anderem (auf eigenen Wunsch) das Kölner Dreigestirn. Das Festkomitee Kölner Karneval möchte so ein Zeichen des Dankes an Loss mer singe setzen. Loss mer singe lässt Prinz Bauer und Jungfrau zum Rockabilly von Häckenjecks aufmarschieren und dann mit Brings singen.

Zum ersten Mal veranstaltete LMS eine große Party zum Sessionsstart am 11.11..

2009

Die Aktivitäten in Köln werden mittlerweile vom neu gegründeten Verein „Loss mer singe e.V.“ betrieben. Darüber hinaus etablieren sich in Bonn 4-6 Veranstaltungen jährlich. Die Kneipentour „Einsingen in den Karneval“ ging durch 32 Kneipen (incl. 2 Veranstaltungen in Berlin und einer in Bonn).

Bei der Sitzung präsentiert „Loss mer singe“ eine Weltpremiere: Der Kabarettist Fatih Cevikkollu steigt als erster kölscher Türke in die Bütt einer Karnevalssitzung.

Der Vorverkauf für die „Loss mer singe“-Sitzung 2010 dauerte sechs Minuten. Dann waren alle Karten ausverkauft.

Erstes Weihnachtssingen auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Alter Markt.

2010

Zum neuen Jahr geht „Loss mer singe“ mit einer neuen Homepage, gestaltet von Michael Tönnes, ins Netz.

Die Kneipentour führt in dieser Session durch 29 Kneipen in Köln. In Berlin wechseln wir vom Ballhaus auf den Prenzelberg in die Kulturbrauerei. Die traditionelle Party an Karnevalsfreitag zieht um ins Gaffel am Dom.

Und wieder eine Weltpremiere auf der Sitzung: Mit Dave Davis als Motombo Umbokko steigt erstmals ein Jeck mit familiären Wurzeln in Afrika in die Bütt.

Erstmals ruft „Loss mer singe“ Kölner Schulen auf, sich für das Schulprojekt „Kölle es…“ zu bewerben. Der Verein spendiert der sechsten Jahrgangsstufe der Albert-Schweitzer-Realschule in Ostheim eine interkulturelle Projektwoche zum Thema „Heimat“, an deren Ende die Revue „Kölle es…“ aufgeführt werden wird.

2011

Loss mer singe feiert den 11. Geburtstag mit einer tollen Party in der Alteburg. Aus der Einsingtour wird anlässlich des Jubiläums eine „Jubeltour“. Besondere Gäste kommen zur Sitzung im Geburtstagsjahr: Die Präsidentinnen der Stunksitzung und der Immisitzung, der Präsident von „Deine Sitzung“, das Kölner Dreigestirn und das Loss mer singe Team swingen mit einer Big Band im Theater am Tanzbrunnen.

Das Loss mer singe Schulprojekt findet 2011 in der Geschwister-Scholl-Realschule in Ehrenfeld statt.

2012

Bei der Einsingtour schlägt erstmals eine Newcomer-Band alle großen Namen aus dem Feld. Ritterschlag für Kasalla bei der Sitzung: Peter Brings und Bömmel Lückerath singen „Pirate“ mit.

Das Loss mer singe Schulprojekt findet in der Gesamtschule Holweide statt. Teilnehmer werden von Oberbürgermeister Jürgen Roters im Rathaus empfangen. Der OB stellt sich den Fragen der Schüler.

Viele Einzüge und Umzüge: Die Karnevalsfreitagsparty zieht in die Ehrenfelder Balloni-Hallen. Das Sommerfest verabschiedet sich aus dem Klostergarten des Haus Miriam. Das Loss mer singe Live Casting zieht um ins Bürgerhaus Stollwerck. Der Verein Loss mer singe bezieht ein Büro im Belgischen Viertel und eröffnet dort eine kleine Geschäftsstelle.

2013

Und wieder gewinnt eine junge Band gegen all die Etablierten: Cat Ballou singt „Et jitt kei wood“. Bei der Loss mer singe Sitzung vereinen sich für eine Weltpremiere Kasalla und Cat Ballou zu „Catsalla“.

Das LMS-Sommerfest zieht ins Waldbad nach Dünnwald. Rund 3000 feiern, singen und schwimmen mit. Loss mer singe beteiligt sich am Viertelsfest „Le Bloc“ im Belgischen Viertel und verwandelt zusammen mit „Fruitmarket“ den Hinterhof des Büros in einen „Heimathof“ mit Live-Musik und Open-Ari-Kino.Das Schulprojekt findet in der Henry-Ford-Realschule in Chorweiler statt.

Bei der „Kölner Museumsnacht“ kooperiert Loss mer singe mit dem Kölner Karnevalsmuseum und gestaltet eine nächtliche Schau mit musikalischen Erinnerungen, Plaudereien mit LMS-Erfinder Georg Hinz und Live Musik mit Cat Ballou, Marie-Luise Nikuta und Linus.

2014

Die Einsingtour gewinnen Brings mit ihrem „kölsche Jung“. In diesem Jahr gibt es eine gelungene Prämiere und eine Veranstaltung, die in den Folgejahren fest ins Tourprogramm aufgenommen wird: es gibt einen Einsing-Nachmittag in der OASE, einer Einrichtung für Wohnungslose und Menschen in sozialen Schwierigkeiten.

Loss mer singe startet mit „Ahl Kamelle – neu jelötsch“ ein neues Format: Eine eigenes für diese Mitsingkonzerte formierte Band zieht durch die Kneipen und spielt alte kölsche Lieder. Die Konzerte werden ein großer Erfolg. Auch in den nächsten Jahren werden alle Abende ausverkauft sein.

Der Verein der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums würdigt Loss mer singe mit der Verleihung seines Bürgerordens.

2015

Sieger der Einsingtour werden Kasalla mit „Alle Jläser huh“. Im Rahmen der Einsingtour gastiert Loss mer singe erstmals in einer Einrichtung der Sozial-Betriebe-Köln, besser bekannt als „Riehler Heimstätten“.

Zusammen mit einem Bonner Reiseveranstalter findet die erste Loss mer singe-Rheinkreuzfahrt statt. Wir schippern mit einem Kreuzfahrtschiff drei Tage von Köln bis Rüdesheim und zurück, wandern, singen, staunen und feiern.

Loss mer singe beteiligt sich am Bündnis „Köln stellt sich quer“ und unterstützt mehrere Protestaktionen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Zusammen mit der Willkommensinitiative in Blumenberg wird mit Flüchtlingen aus der Unterkunft im Stadtteil ein großes Fest mit Live-Musik und kölsch-internationalem Gesang gefeiert.

2016

Trotz der kurzen Session werden bei der Einsingtour wieder 15.000 Stimmzettel in 34 Kneipen abgegeben. Das beliebteste Lied kommt in diesem Jahr zum ersten Mal von der Band „Paveier“ mit „Leev Marie“. Es gibt während der Tour eine erste Testveranstaltung in Hamburg.

Bei der Jubiläumssitzung im Tanzbrunnen, die wir im elften Jahr veranstalten, wird die erste „Loss mer singe“ Standarte feierlich an den Sitzungspräsidenten übergeben.

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