Nach der langen französischen Besatzung (1794 – 1814) und dem damit verbundenen Karnevalsverbot, wurde der Kölner Karneval unter den Preußen wieder erlaubt. Da man ans kämpfen gewohnt war, kämpfte man jetzt gegen Griesgram und Muckertum. Zum kämpfen gehört Militär. So schuf man nach und nach Gruppen in Uniform der vergangenen Stadtgeschichte.
Am bekanntesten bei den Bürgern sind die Traditionskorps, die durch ihre historischen Uniformen bestechen.
Die älteste Korpsgesellschaft in Köln sind die Kölsche Funke rut-wieß oder die Roten Funken wie der Volksmund sie nennt. Die Roten Funken stellen eine Persiflage auf die ehemaligen Kölner Stadtsoldaten dar, die 1660 in Köln als Schutztruppe aufgestellt wurden. Man sagt ihnen nach, sie seien träge und furchtsam gewesen. Die Stadtsoldaten wurden an den Stadttoren eingesetzt und waren zuständig für die Zollkontrolle, sie überprüften die Passierscheine und bewachten die Zugänge zur Stadt. Irgendwelche kriegerischen Bravourleistungen sind ihnen nicht beschieden gewesen. Sehr heldenhaft waren sie auch nicht. Den Namen Funken erhielten sie auf Grund ihrer leuchtend roten Uniformen, die man auch im Dunkeln gut erkennen konnte. Als dann 1794 die Franzosen nach Köln kamen, verschwanden die Funken aus dem Stadtbild.
Als 1823 der Karneval neu organisiert wurde, zogen die Roten Funken als historische Gruppe und als Parodie auf die ehemaligen Stadtsoldaten als lose Gruppe im Rosenmontagszug mit. Man wollte damit auch die alte Tradition der Stadtsoldaten hochhalten. Die Roten Funken waren damals noch nicht gesellschaftlich organisiert. Kurz vor Karneval suchte der Deutzer Schlossermeister Anton Reintgen per Zeitungsaufruf freiwillige zusammen, die als rote Funken im Zug mitgehen wollten.
Erst 1869 haben die Roten Funken sich als Gesellschaft zusammen gefunden und auch Sitzungen durchgeführt. Seit 1880 gehören dann auch Wibbeln und Stippeföttchen zum Programm ihrer Sitzungen. Wibbeln bedeutet soviel wie sich ständig unruhig hin und her bewegen, was sich besonders auf die Beine bezieht. Beim Stippeföttchen stehen zwei Funken mit gebeugten Knien und auf ihre Knabbüß (Holzgewehr) gestützt Rücken an Rücken und reiben ihr Hinterteil im Takt der Musik gegeneinander. Dieser Kulttanz soll eine Verspottung auf den preußischen Paradedrill sein. Weil die Kölner gerne alles verspotten, tragen die Roten Funken auch statt einem richtigen Gewehr eine Knabüß bei sich und um ihre friedliche Absicht zu demonstrieren stecken oben im Gewehrlauf rot-weiße Plastikblumen. Aus der Patronentasche wurde der Kamellenbeutel. Sogar der militärische Gruß wird auf die Schippe genommen. Man grüßt im Karneval nicht mit der rechten Hand an der rechten Seite der Kopfbedeckung, sondern mit der rechten Hand an der linken Seite. Damit wollte man die Preußen lächerlich machen, die Disziplin und Ordnung an den Rhein bringen wollten. Leider gingen sie dabei manchmal psychologisch nicht ganz richtig vor. Gegen den unbedingten Gehorsam in allen Situationen lehnten die Kölner sich auf, soweit es keine strafrechtlichen Folgen hatte.
Der Funkentanz, wie wir ihn heute kennen, entstand erst Ende des 19. Jahrhunderts und wurde von einem Tanzlehrer eingeübt. Das Mariechen wurde bis 1936 von einem Mann dargestellt. Die Mariechen im Karneval gehen zurück auf die Marketenderinnen, die im 30 jährigen Krieg die Soldaten- und Söldnerheere begleiteten und die Soldaten mit Schnaps und anderen Kleinigkeiten versorgten. Daran erinnert noch das Fässchen, das die Mariechen am Gürtel tragen. So gesellte sich zur Persiflage auf die Stadtsoldaten im Kölner Karneval auch die Persiflage auf die Marketenderin. Dass 1936 Frauen die Mariechenrolle übernahmen, geschah unter dem Druck der NSDAP. Das Publikum war dann jedoch so begeistert von den weiblichen Mariechen, dass man sie beibehielt.
Die Roten Funken heben sich von den übrigen Korpsgesellschaften dadurch ab, dass sie auch heute noch bestrebt sind, den originalen Stadtsoldaten nachzueifern und sie treffend darzustellen. Die Gesellschaft unterscheidet sich aber auch durch ihre Struktur von den anderen Traditionskorps, denn sie ist in vier Knubbel aufgegliedert (ein Knubbel Menschen ist eine Menschenansammlung). Jeder Knubbel hat einen eigenen Charakter und hält wie Pech und Schwefel zusammen. Organisiert wird ein Knubbel vom Knubbelführer, der u.a. für die Knubbelabende und die jährliche Knubbeltour zuständig ist. Jeder Knubbel trägt ein Symbol am Säbel, das wieder auf die ehemaligen Stadtsoldaten hinweist, die wegen ihres geringen Solds auf „Lappöhrchen“ angewiesen waren. Der „Streckstrumpf“ steht für die Soldaten, die während der Wache Strümpfe strickten, der „Öllig“ für die, die in Küche und Haushalt halfen und der „Dilledopp“ für die, die Kinder hüteten. Der Sektpfropfen steht ganz allgemein dafür, dass die Funken auch mal gerne einen heben, ävver nie mih, wie d´r Magen ohne Biesterei kann verdrage, besagt der Funkeneid. Ein Roter Funk wechselt seinen Knubbel nicht. Hat er sich erst einmal für einen Knubbel entschieden, bleibt er dort meist sein Leben lang. Daraus ergibt sich eine langjährige Mitgliedschaft der Funken und auch Dienstzeit des Knubbelführers. In der Karnevalszeit ruht das Knubbelleben.
Ein unabdingbarer Status bei den Funken ist die Gleichberechtigung der Mitglieder, die aus allen Ständen, überwiegend aber aus dem gehobenen Mittelstand kommen. Hier muss sich der Bankdirektor genauso hochdienen wie der Handwerker. Man unterscheidet sich nur durch den karnevalistischen Dienstgrad und den muss sich jeder erdienen.
Die Roten Funken haben etwa 400 Mitglieder, die sich aus Aktiven, Reservisten und Inaktiven zusammensetzen. Um in den Senat der Funken zu kommen, muss man mindestens 11 Jahre Mitglied sein. Jeder aktive Funke benötigt eine große Uniform, die er selber bezahlen muss. Die Teilnahme am Rosenmontagszug ist Pflicht für die Roten Funken, genauso wie das Mittanzen im Korps.
Die Heimat der Roten Funken ist die „Ülepooz“ (Ulrepforte), ein kleines Tor in der Stadtmauer, das die Funken restauriert haben und in dessen Gewölbe sich die Gemütlichen Versammlungsräume befinden.
Präsident und Kommandant ist seit 2002
Heinz-Günther Hunold.