Das Kölner Kinderdreigestirn
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte der Karnevalsdienstag, an dem früher die Kappenfahrten stattfanden, an Bedeutung verloren. Um ihm einen neuen Inhalt zu geben, ernannte man ihn zum Tag der Kinder. Daraufhin organisierte der Festausschuß Ehrenfelder Karneval (FEK) in Zusammenarbeit mit der Bürgervereinigung Ehrenfeld einen Kinderzug am Karnevalsdienstag.
Um den Kinderzug mehr zu beleben und, um dem Ehernfelder Karneval einen neuen Impuls zu geben, nominierte der FEK 1965 erstmals ein Ehrenfelder Kinderdreigestirn, das auf verschiedenen Karnevalsveranstaltungen auftreten und den Höhepunkt im Ehrenfelder Zug bilden sollte. Man wollte die Kinder in den Ehrenfelder Schulen aussuchen.
Um dem Kinderdreigestirn das nötige Ambiente zu geben, wurde ihm eine Equipe aus kleinen Pagen und Gardisten zur Seite gestellt. Diese Kinder wurden von der Bürgergarde „blau-gold“ eingekleidet. Sie kamen ebenfalls von Ehrenfelder Schulen.
Die ersten beiden Jahre war die Kinderjungfrau noch ein Junge. Die Kostüme kamen von einem Kostümverleih, was fehlte wurde von den Eltern selbst gefertigt und bezahlt. Vorgestellt wurde das Ehrenfelder Kinderdreigestirn mit einem karnevalistischen Programm auf einer Freiluftveranstaltung in Ehrenfeld. Nach den ersten beiden Jahren kam die große Wende. Die Kinderjungfrau wurde jetzt ein Mädchen. Damit gab man auch den Mädchen die Gelegenheit sich im Kinderkarneval darzustellen. In Anerkennung der Tatsache, dass das Ehrenfelder Kinderdreigestirn überall begeistert empfangen wurde, hatte das Kaufhaus Karstadt sich bereit erklärt, die Proklamation der Kinder demnächst in seiner Kantine kostenlos auszurichten. Auch stiftete Karstadt dem Kinderdreigestirn einmalig neue Ornate, die identisch waren mit denen des Kölner Dreigestirns. Das war Anlass für den Festkomitee Präsidenten Ferdi Leisten, die Nachwuchstollittäten für alle Kölner Kinder zu proklamieren, indem er 1967 sagte: „Ehrenfeld stellt bereits seit einigen Jahren ein Dreigestirn der Kinder. Erstmals hat es nun für das ganze junge Kölner Narrenvolk die Regentschaft übernommen“.
Trotz der neuen Art der Proklamation bei Karstadt blieb die Vorstellung in Ehrenfeld, zu der auch der Festkomitee Präsident und der Oberbürgermeister kamen, erhalten. Ab 1973 kam auch regelmäßig das Kölner Dreigestirn zu der Kinderproklamation, um den Kindern zu gratulieren. An diesem Tag wurde auch stets dem Kinderdreigestirn des Vorjahres noch einmal gedankt und die Extollitäten erhielten die Traditionsmütze der Bürgergarde „blau-gold“.
1973 zum 150jährigen Jubiläum des Festkomitees durfte das Kinderdreigestirn im Rosenmontagszug mitfahren und erhielt neue Ornate. 1981 gab es noch einmal neue Ornate, so dass man jetzt Kinder aussuchen konnte, die Herz und Interesse für den Karneval hatten und deren Eltern aktiv im Karneval standen. Vorher wurden die Kinder danach ausgesucht, ob sie in die Kostüme passten. Jetzt waren auch nicht mehr nur Ehrenfelder Kinder im Kinderdreigestirn.
1979 verlegte der FEK die Vorstellung der Kinder in die Mehrzweckhalle der Schule Dechenstraße, um unabhängig vom Wetter zu sein. Das war Anlass für das Festkomitee 1980 Proklamation und Vorstellung zusammenzulegen. Der Ablauf der Veranstaltung und der Zug, den die Ehrenfelder Bürger traditionell kostümiert zu Ehren der Kinder zum Veranstaltungsort machten, blieben erhalten.
Ab 1989 fuhr das Kinderdreigestirn regelmäßig im Rosenmontagszug auf einem eigenen Wagen bei der Bürgergesellschaft „blau-gold“ mit. Mit der Zeit übernahmen immer mehr Kinder eine Rolle im Kinderdreigestirn, deren Eltern in großen Kölner Gesellschaften aktiv waren. Auch diese Gesellschaften erwiesen den Kindern kostenlos ihre Referenz bei der Proklamation. Das Kinderdreigestirn hatte um diese Zeit schon ca. 40 Auftritte in der Session. Heute haben die Kinder 80 – 100 Auftritte in Schulen, auf Sozialveranstaltungen und bei großen Kölner Gesellschaften.
Im Herbst 1994 wurde Hans-Horst Engels Festkomitee Präsident. Gleich im ersten Jahr seiner Amtszeit hat er das Kinderdreigestirn unter die Schirmherrschaft des Festkomitees gestellt, um seine Bedeutung als das Kölner Kinderdreigestirn zu unterstreichen. Hans-Horst Engels führte noch eine weitere Neuerung ein. Die kleinen Tollitäten bekamen nun neben der Pritsche für den Prinzen, die 1973 von Hans Gernert gestiftet wurde, einen Schlüssel für den Bauern und einen Spiegel für die Jungfrau überreicht, genauso, wie es bei den großen Tollitäten üblich ist. Auch bekamen die Kinder jetzt zum Abschied die Ehrenmütze des Festkomitees verliehen, und die Farbe „blau“ aus der Prinzenmütze verschwand. Der FEK richtet jedoch weiter die Proklamation aus und auch die Pagen kommen weiter aus der Bürgergarde „blau-gold“.
1996 verlegte man die Proklamation auf den Nachmittag, damit diejenigen, die tags zuvor auf der Proklamation der Kölner Dreigestirns waren, ausschlafen konnten. Nachdem das Autohaus Fleischhauer 25 Jahre lang den Kindern kostenlos eine Wagenflotte zu Verfügung gestellt hatte, stellte ab 1996 das Autohaus Dirkes aus Ehrenfeld die Autos für das Kinderdreigestirn und dessen Begleitung.
Wegen eines Heizungsausfalls musste 1997 die Kinderproklamation kurzfristig von der Schule Dechenstraße in die Albert-Schweitzer-Schule in Ehrenfeld verlegt werden. Aufgrund der besseren Räumlichkeiten und Parkmöglichkeiten behielt man diese Schule bei. Der Zug nahm nun seinen Weg zur anderen Schule.
Ab 1969 übernahmen Annemie und Hans Wallpott die Betreuung des Kinderdreigestirns. Gleich im ersten Jahr stiftete Hans Wallpott den Kindern eine Standarte. Er suchte die Kinder aus, erledigte den Schriftverkehr und begleitete die Kinder als Prinzenführer. Während seine Frau schnell zur „Mutter der Kinderdreigestirne“ wurde. Sie zog die Kinder an, schminkte sie und war für all die kleinen und wichtigen Nöte der Kinder zuständig. 22 Jahre haben Hans und Annemie Wallpott diese Aufgabe ausgeführt und in dieser Zeit enorm viel für das Ansehen des Kölner Kinderdreigestirns geleistet. Ab 1991 haben Elisabeth und Bernhard Conin diese Aufgabe übernommen und sind ebenfalls mit viel Herz für die Kinder da.
2007 kam mit dem neuen Festkomitee Präsidenten Markus Ritterbach eine völlig andere Proklamation auf Kinder und Eltern zu. Sie fand jetzt in der Eventhalle des Karnevalsmuseums am Maarweg statt. Die Programmgestaltung lag weiterhin in den Händen des FEK allerdings mit Unterstützung des Festkomitees. Alle teilnehmenden Kinder hatten als Hauptpersonen reservierte Plätze. Durch den Wechsel von Ehrenfeld nach Braunsfeld war der traditionelle Zug zum Veranstaltungsort nicht mehr möglich.
Ilse Prass