Ehrengarde der Stadt Köln 1902 e.V.

Hans-Georg Haumann

Gründer der Ehrengarde war Heinz Stupp. Er war kein Karnevalist, er wurde vielmehr berühmt, weil er die Welt umwandert hatte. Er hatte 15.000 km zu Fuß zurückgelegt und den „Weltumwanderer-Rekord“ um acht Monate verbessert. Nach seiner Rückkehr wurde er dann auch in Köln gebührend gefeiert. Neben vielen Festrednern sprach auch der damalige Präsident des Festordnenden Komitees, August Wilcke. Zwischen August Wilcke und Heinz Stupp entwickelte sich eine lose Freundschaft. Bei einem der vielen Gespräche erwähnte August Wilcke, er brauche für den Karneval eine neue Reitergruppe. Die Reiter sollten alle historisch mit Köln verbunden sein und alte Traditionen wieder aufleben lassen. Es sollte eine Gruppe sein, die dem vaterstädtischen Fest auf Dauer verbunden sei. Er bat Heinz Stupp, diese Gruppe auf die Beine zu stellen. Heinz Stupp lehnte erst einmal ab, weil er Missgunst und Neid im Karneval kannte. Es vergingen noch Monate ehe er dem Wunsch Wilckes nachkam.

Nachdem Heinz Stupp erst einmal zugesagt hatte, ging er mit großem Eifer an die Sache ran. Er suchte nach Ideen und Material in den Kölner Museen und Archiven, wurde aber nicht fündig, denn die neue Reitergruppe sollte neben Historie und Tradition auch mit einer der Hauptfiguren im Rosenmontagzug, Prinz, Bauer oder Jungfrau, in Verbindung stehen.

Als Heinz Stupp seine Pläne ausgearbeitet hatte, allerdings noch ohne historischen Hintergrund, legte er sie August Wilcke vor, der begeistert war. Doch dann starb August Wilcke und Heinz Stupp musste alleine nach einem historischen Hintergrund für seine Reiter suchen. Dabei stieß er auf die Ehrengarden, die es schon immer in Köln gegeben hat. Sie verkörperten Kölner Bürgerstolz und Tradition. Bereits 1235 wird eine solche Ehrengarde beim Besuch der Prinzessin Isabella, nach der auch der Isabellensaal im Gürzenich benannt ist, erwähnt. Auch Napoleon erhielt eine Ehreneskorte. So lebt in der heutigen Ehrengarde, vom Karneval abgesehen, eine alte Tradition unserer Stadtgeschichte weiter. Die Historie besagt, dass damals jeder Kölner Bürger, der im Besitz eines Bürgerbriefes war, sich für diesen „Ehrendienst“ vereidigen lassen konnte. Die Beschaffung der Ausrüstung, des Pferdes, der Trossjungen und der Unterhalt für diese musste jeder selbst bezahlen. So war es Voraussetzung, dass nur gut betuchte Bürger diesen Ehrendienst übernehmen konnten.

Heinz Stupp rührte nun die Werbetrommel für seine neue Reitergruppe, die „Ehrengarde der Stadt Köln“. Da die Angelegenheit seht teuer war, scharte sich erst mal nur eine kleine Gruppe um ihn. Jeder musste, wie auch heute noch bei der Ehrengarde, für die teuren Uniformen selber aufkommen. Die erste Uniformen der Garde erinnerten an die Uniformen der Schill´schen Offiziere unter dem preußischen General Schill bei der Schlacht von Kolberg, die Farben waren grün gelb. 1925 wurden die heutigen Uniformen kreiert, die an die friederizianischen Reiter erinnern sollte und sich an den Uniformen der Funken orientieren sollte. Die neue Ehrengarde sollte auf Wunsch von August Wilcke nur im Rosenmontagszug präsent sein. Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit ging es dann 1902 los. Die Ehrengarde wollte als Begleitgarde von Bauer und Jungfrau auftreten.

Der Nachfolger von August Wilcke, Jean Jörissen, war grundsätzlich gegen die neue Garde, aber auch die Elferräte der großen Gesellschaften stellten sich dagegen, da sie immer Bauer und Jungfrau im Rosenmontagszug begleiten und diese Position auch beibehalten wollten. Auch die Funken stellten sich quer denn sie wollten kein neues uniformiertes Korps dulden. So untersagte das Festordnende Komitee der Ehrengarde kurzer Hand den Aufstellplatz zu betreten und am Zug teilzunehmen. Jetzt musste das neu gegründete Korps zum Kampf übergehen. Nach Absprache mit Bauer und Jungfrau, deren „Ehrengarde“ sie ja sein wollten, täuschte deren Wagen nach Verlassen des Aufstellplatzes einen Achsbruch vor, und die Ehrengarde reihte sich in den Zug ein. Diesen erfolgreich erkämpften Platz hat sie bis heute behalten.

1913 beschloss das Festordnende Komitee, dass die Ehrengarde, die nun überall akzeptiert war, jedes Jahr Bauer und Jungfrau stellen sollte und deren Adjutanten. Zwei Jahre hielt man sich auch daran, dann kam der Erste Weltkrieg und vieles änderte sich. Als der Karneval 1926 wieder gefeiert werden durfte, stellte die Ehrengarde nur die Adjutanten von Bauer und Jungfrau und das tut sie heute noch.

Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde aus der Begleitgarde von Bauer und Jungfrau eine Karnevalsgesellschaft, die Sitzungen und Bälle abhält. Zu dieser Zeit gab es auch die erste Regimentstochter der Ehrengarde, die Anfangs nur ein Tanzpaar tanzen ließ, während die Garde die Kulisse bildete.

Der Schwerpunkt der Ehrengarde liegt auch heute noch auf dem Reiterkorps. Die Zahl der aktiven Mitglieder ist begrenzt. Die Aufgabe des aktiven Korps ist es ihre Gesellschaft durch Tänze und Aufzüge auf der Bühne zu repräsentieren und zu Pferd am Rosenmontagszug teilzunehmen. Neben den aktiven Mitgliedern gibt es die inaktiven Mitglieder, den Senat und das Korps à la Suite.
Das Domizil der Ehrengarde ist die Hahnentorburg, eines der noch erhaltenen drei großen Stadttore.

Präsident ist seit 2014
Hans-Georg Haumann


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