Die Traditionskorps
Es gibt unterschiedliche Gesellschaften im Karneval, wie Korpsgesellschaften, Komiteegesellschaften, Veedelsvereine, Stammtischgesellschaften und Stämme. Diese verschiedenen Gesellschaften haben durchaus einen Sinn, denn sie sind notwendig, damit Menschen mit verschiedenen Interessen und Auffassungen alle im Karneval heimisch werden können.
Am bekanntesten bei den Bürgern sind die Traditionskorps, die durch ihre historischen Uniformen bestechen. Die älteste Korpsgesellschaft in Köln ist die der Roten Funken. Die Roten Funken stellen eine Persiflage auf die Kölner Stadtsoldaten dar, die 1660 in Köln als Schutztruppe aufgestellt wurden. Die Stadtsoldaten waren für die Zollkontrolle zuständig, überprüften die Passierscheine und bewachten die Zugänge der Stadt. Irgendwelche kriegerischen Bravourleistungen sind ihnen nicht beschieden gewesen. Sehr heldenhaft waren sie auch nicht. Den Namen „Funken“ erhielten sie auf Grund ihrer leuchtenden roten Uniformen, die man auch im Dunkeln gut erkennen konnte. Als die Franzosen 1794 nach Köln kamen, verschwanden die Funken aus dem Stadtbild.
Die Roten Funken waren von 1823 an eine lose Gruppe im Maskenzug. Erst 1869 organisierten sie sich als Gesellschaft. Sie sind in vier Knubbel eingeteilt. Ein Knubbel ist eine Menschenansammlung. Jeder Knubbel trägt ein Symbol am Säbel. Die Funken, die früher nur einen geringen Sold bekamen, waren alle auf „Lappöhrchen“ angewiesen. Daran erinnern die Symbole. Steckstrumpf - die Funken, die an den Toren Wache hielten, verdienten sich durch Strümpfe stricken etwas dazu. Öllig - das Symbol für die Funken, die hier in Küche und Haushalt halfen. Dilledopp - die Funken, die Kinder hüteten. Der Sektpfropfen besagt, dass alle Funken gerne Bier tranken, „ävver nie mih, wie d’r Mage ohne Biesterei kann verdrage“. So sagt es der Funkeneid.
Die Roten Funken waren immer eine Fußgruppe und wollten es auch bleiben. Als sich dann später der Wunsch nach einem Reiterkorps stellte, spalteten sich einige ab und bildeten die Funken-Artillerie Blau-Weiß oder einfacher die Blauen Funken. Sie hatten ihre Uniform nach dem Vorbild der Ansbach-Bayreuther Dragoner gewählt und bildeten eine Reiter- und eine Fußgruppe.
Die Ehrengarde trat 1902 mit List und Tücke, oder besser gesagt mit kölschem Klüngel, als Begleitgarde von Bauer und Jungfrau in den Karneval. Vorher haben die Elferräte der großen Gesellschaften Bauer und Jungfrau das Geleit gegeben, und sie waren nicht gewillt, sich von diesem Platz verdrängen zu lassen. Auch die Funken fühlten sich durch die neue Gesellschaft bedrängt. Da ging die Ehrengarde zum Angriff über, um wirklich als Ehrengarde von Bauer und Jungfrau fungieren zu können. Man wandte einen Trick an. Nach Absprache mit Bauer und Jungfrau hielt deren Wagen kurz an, als sich der Zug in Bewegung setzte, täuschte einen Achsenbruch vor, und die Ehrengarde konnte sich einreihen. Diese mit Erfolg eroberte Position hat die Ehrengarde heute nach über 90 Jahren immer noch inne. Die Uniformen erinnern an die Schillschen Offiziere (Schill war ein preußischer General, berühmt durch die Schlacht bei Kolberg).
Die Prinzengarde wurde 1906 gegründet, um dem Prinzen, dessen Bedeutung von Jahr zu Jahr gestiegen war, eine eigene Garde an die Seite zu stellen. Sie begleitet ihn von da an bis heute zu allen offiziellen Auftritten. Bei den Prinzen-Gardisten wird das Militär nicht so verulkt wie bei den Funken. Das liegt begründet in der Zeit der Entstehung. Als die Prinzengarde entstand, wurde Köln schon so lange von den Preußen regiert, dass man sich daran gewöhnt hatte. Andererseits wollte die Prinzengarde etwas Besonderes sein und kein Abklatsch. Die Uniformen kommen aus Österreich und die Helme sind friederzianisch. Die Altstädter sind aus einer Stammtischrunde entstanden. Das Korps wurde 1922 gegründet und hat schon vor dem Krieg die Weiberfastnacht auf dem Alter Markt eröffnet. Seit 1953 ist die Eröffnung mit einer Straßensitzung verbunden. Die Uniform der Altstädter ist in den kurkölnischen Farben gehalten.
Das Reiterkorps Jan von Werth erinnert an den Reitergeneral aus dem Dreißigjährigen Krieg, der sich aber auch in vielen folgenden Schlachten tapfer geschlagen hat. Jan von Werth wurde 1638 zum Ehrenbürger der Stadt Köln ernannt. Ihm zu Ehren wurde auf dem Alter Markt ein Denkmal errichtet, und eine Kölner Straße wurde nach ihm benannt. Sein Name ist auch verbunden mit der Legende von Jan un Griet. Diese Geschichte kennt jeder Kölner - der Knecht, der um die Magd wirbt, ihr aber nicht gut genug ist. Jan zieht dann in den Krieg, hat großen Erfolg und kehrt als Generalfeldmarschall nach Köln zurück. Er reitet durch das Severinstor in die Stadt, wo Griet an einem Stand Äpfel verkauft. Jan sagt zu ihr: „Griet, wer et hät jedon“, und sie antwortet: „Jan, wer et hät jewoß“. Diese Episode wird jedes Jahr an Weiberfastnacht von der K.G. Reiterkorps Jan von Werth am Severinstor nachgestellt. Die Kostüme sind Wallenstein Uniformen. Die Gesellschaft wurde 1925 gegründet.
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